Nachdem die Coronapandemie die Arbeitswelt auf den Kopf gestellt hat, stellt sich nun die Frage nach der neuen Normalität. Und diese wird flexibler sein als die vorherige – zugunsten von Arbeitnehmern wie Arbeitgebern.
In allen Branchen, in jedem Betrieb wird derzeit diskutiert: Soll die Belegschaft zurück ins Büro? Oder soll das mobile Arbeiten, das sich während der Coronapandemie sprunghaft verbreitet hat, weitergeführt werden? In den meisten Fällen lautet die Antwort: beides. Denn bei allen Herausforderungen, die die Epidemie für die Wirtschaft bedeutete, hat sie auch etwas gelehrt. Neue Formen der Zusammenarbeit, zum Beispiel Videokonferenzen, sind nicht nur möglich, sondern oft auch vorteilhaft.
Dabei gibt es Vorteile für beide Seiten – Arbeitgeber wie Arbeitnehmer – auf allen 4 Bereichen der Flexibilisierung der Arbeit.
1. Flexible Wahl des Arbeitsorts
Während der Lockdowns haben viele Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz im heimischen Wohn- oder Arbeitszimmer eingerichtet. Aber eigentlich gibt es überhaupt keinen Grund, nur von zu Hause aus mobil zu arbeiten. W-LAN gibt es in den meisten Hotels der Welt. Außerdem sind große Umzugsbewegungen aus bisherigen Zentren erkennbar: Viele verlagern ihren Lebensmittelpunkt gleich ganz raus aus der Stadt und rauf aufs billigere Land. Das erspart den stressigen Feierabendstau und bietet viel zusätzliche Lebensqualität.
Arbeitnehmer schätzen diese neue Flexibilität also ohne Frage. Und ihre Arbeitgeber? Laut einer Handelsblatt-Umfrage wollen auch die 40 DAX-Konzerne weiterhin auf Homeoffice setzen. Sie dürften sich nämlich über Teams freuen, die auch über Betriebs- und Landesgrenzen hinweg besser zusammenarbeiten. Die mittlerweile etablierten Kommunikationskanäle machen eine Abstimmung mit einem Fachkollegen in Singapur genauso leicht wie einen Schwatz im Nachbarzimmer.
2. Flexible Bestimmung über die Arbeitszeit
Statt in starren 8-Stunden-Schichten arbeiten Arbeitnehmer heute verstärkt dann, wenn es in ihren Tagesablauf passt. Ein Telefonat im Auto auf dem Weg zum Sport ist genauso möglich wie eine kurze Abstimmung per Chat am späten Abend. Für viele Menschen bedeutet die Flexibilisierung ihrer Arbeitszeit einen großen Gewinn an Autonomie. So berichtet der Personaldienstleister Haufe etwa, dass laut einer Umfrage unter jungen Arbeitnehmern (Generation Z) 70 Prozent angaben, sie hätten kein Problem damit, im Urlaub erreichbar zu sein.
Genauso wünschen sich viele Arbeitnehmer die Anpassung ihrer Arbeitszeit an ihre Lebensphase. Während der Erziehungszeit ihrer Kinder möchten sie die Arbeitszeit reduzieren, in späteren Jahren vielleicht wieder powern. Die Ansprüche sind vielfältiger geworden.
Arbeitgeber können die höhere zeitliche Flexibilität nutzen, um Prozesse zu beschleunigen. Durch mobiles Arbeiten nimmt die Verfügbarkeit der Mitarbeiter tendenziell zu, nötige Abstimmungen lassen sich kurzfristig erreichen. Längerfristig gedacht, erhöhen manche Unternehmen die Arbeitsbelastung ihrer Mitarbeiter in konjunkturellen Hochphasen, um im Abschwung Zeiten abzubauen.
Klar, dass dem Chef Flexibilisierung gefällt. Allerdings liegt darin auch eine Gefahr: Arbeit und Freizeit können miteinander verschwimmen. Wichtig ist, dass die Arbeitszeiterfassung mit der Flexibilisierung Schritt hält. Moderne Tools können helfen, um den Überblick über die vielfältigen Arbeitszeitmodelle zu behalten, etwa Zeitwertkonten.
3. Flexible Verteilung von Aufgaben
Jeder Arbeitnehmer macht den gleichen Handgriff – wieder und wieder. Das ist ein längst überholtes Bild aus einem vergangenen Fabrikzeitalter. Heute werden Arbeitnehmer flexibel eingesetzt, um dort zu wirken, wo sie gerade gebraucht werden. Das Arbeitsrecht lässt diese Möglichkeit zu. Auch hier profitieren beide Seiten: Die Arbeitnehmer freuen sich unter dem Stichwort „Job Enrichment“ über abwechslungsreiche Aufgaben. Und die Arbeitgeber ziehen sich so vielfach einsetzbare Fachkräfte heran, die flexibel auf Probleme reagieren können. Unterm Strich verkürzen sich Reaktions- und Anpassungszeiten.
4. Flexible Erfassung der Leistungen
Viele Unternehmen setzen ihre Mitarbeiter flexibel als Dienstleister auf unterschiedliche Projekte oder für unterschiedliche Kunden ein. Um Kosten und Profitabilität dieser Einsätze beurteilen zu können, sind sie auf eine flexible Erfassung der Leistungen je Projekt oder Kunde angewiesen. Viele Controller definieren zu diesem Zweck spezifische Cost Driver oder andere Elemente eines activity-based-costing.
Flexibilisierung der Arbeit liegt im Trend – Instrumente gibt es
Flexibilisierung ist mehr als nur eine Mode. Sie ist das Entstehen einer neuen Arbeitswelt. Möglich wird sie mit geeigneten Instrumenten. Neben technischen Tools zur verteilten Zusammenarbeit gehören dazu auch etwa Zeitwertkonten, die die Arbeitszeit auch in der neuen Welt richtig abbilden. Arbeitgeber wie Arbeitnehmer können davon profitieren, und werden sich wohl nicht dagegen sperren.