Enormes Risiko: Unternehmer sollten die Versprechen ihrer betrieblichen Altersvorsorge kennen und ihre Mitarbeiter absichern, ohne die eigene Liquidität zu gefährden. Bild: Freepik, DC Studio
Viele Unternehmer wissen nicht, welche Leistungen aus der betrieblichen Altersvorsorge sie ihren Beschäftigten konkret zugesagt haben. Das ist ein enormes Risiko. Was Firmen tun können, um ihre Mitarbeitenden im Alter gut abgesichert zu wissen – und zugleich die eigene Liquidität nicht zu überstrapazieren.
Vor fünf Jahren machten einige deutsche Pensionskassen sehr negativ auf sich aufmerksam. Sie waren in Schieflage geraten und mussten ihre Leistungszusagen an die Versicherten stark zurücknehmen. Doch darunter leiden nicht nur die heutigen und künftigen Beschäftigten. Auch deren Arbeitgeber, die Unternehmen, sind betroffen. Denn kürzt die Pensionskasse die garantierten Leistungen, muss der Arbeitgeber nach der gängigen Rechtsauslegung für den Differenzbetrag einstehen.
Das war ein alarmierender Weckruf besonders für mittelständische Unternehmen, die sich bis dato in Sicherheit glaubten und dachten, sie hätten ihre Verpflichtungen – und damit ihre Risiken – aus der betrieblichen Altersversorgung (bAV) an einen Dritten, wie einen Versicherer oder eine Pensionskasse, ausgelagert.
Risiken minimieren, für Sicherheit sorgen
Viele deutsche Unternehmen nutzen die betriebliche Altersvorsorge, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besonders in nachgefragten Berufen langfristig an die Firma zu binden und sie fürs Alter abzusichern. Mehr als 100.000 Firmen bieten ihren Beschäftigten nach Untersuchungen diese sogenannte zweite Rente in Form von Pensionszusagen an. Doch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten mit steigenden Rentenansprüchen stellt sich eine zentrale Frage: Können die versprochenen Zahlungen langfristig eingehalten werden? Der Schlüssel liegt in einem krisenfesten Schutz der bAV.
Unternehmen, die nach internationalen Standards wie IFRS bilanzieren, profitieren derzeit von einem höheren Rechnungszins für Pensionsrückstellungen. Das reduziert die Rückstellungen in den Bilanzen und verbessert kurzfristig die Eigenkapitalquote. Doch diese Entwicklung täuscht. „Eine höhere Eigenkapitalquote allein bedeutet nicht, dass ein Unternehmen finanziell auf Jahre abgesichert ist,“ erklärt Ronny Wagner, Finanzblogger, Finanzcoach und Gründer der Noble Metal Factory aus Schwarzheide. Die künftigen Liquiditätsanforderungen bleiben schließlich hoch und könnten durch steigende Rentenansprüche noch zunehmen.
Steigende Löhne und demografischer Wandel belasten Unternehmen
Die bAV-Zusagen vieler Unternehmen orientieren sich an Gehältern oder der Inflation. Mit den aktuellen Lohnsteigerungen wächst auch der Druck auf die Rentenzahlungen. Zudem wird der demografische Wandel zur Herausforderung. „Bis 2036 erreichen rund 13 Millionen Menschen in Deutschland das Rentenalter. Diese Entwicklung bedeutet für viele Unternehmen steigende Auszahlungen,“ sagt Ronny Wagner. Es ist klar: Eine hohe Eigenkapitalquote reicht nicht aus, um die langfristige Liquidität zu sichern.
Rechtliche Haftung: Unternehmer in der Pflicht
Unternehmer haften für die versprochenen Renten. Wenn ein Unternehmen nicht ausreichend liquide Mittel bereitstellen kann, drohen finanzielle Engpässe. „Die betriebliche Altersvorsorge ist ein rechtlicher Anspruch der Mitarbeiter, der Unternehmen langfristig belasten kann,“ erläutert Wagner. Besonders bei Unternehmensnachfolgen kann ein schlecht gesichertes Versorgungswerk den Firmenwert mindern. Deshalb müssen Unternehmer prüfen, wie sie die bAV so gestalten, dass sie auch in 20 oder 30 Jahren sicher ist.
Ein erster Schritt ist die Überprüfung des bestehenden Pensionswerks. Mittelständische Unternehmen sollten überlegen, ob sie alternative Vorsorgeformen oder zusätzliche Sicherungsmechanismen einführen. Entscheidend ist eine Anlagestrategie, die Sicherheit und Rentabilität kombiniert. Die Gelder sollten getrennt vom Geschäftsbetrieb verwaltet werden, um Marktrisiken zu minimieren und die Liquidität zu sichern. Wer frühzeitig handelt, sichert die Zukunft der betrieblichen Altersvorsorge. Mit den richtigen Anlagestrategien und einer klaren Struktur bleiben Unternehmen und Mitarbeiter geschützt.