Liberalisierung des Fernverkehrs als Initialzündung für Fernbusse
Mit der Änderung des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) zum 1. Januar 2013 hat sich der Fernbusmarkt in Deutschland stark verändert.
Bis zu diesem Zeitpunkt genehmigte der Gesetzgeber bis auf wenige Ausnahmen keine Beförderung von Passagieren per Fernbus innerhalb von Deutschland. Das Angebot auf internationalen Strecken war allerdings auch schon zuvor erlaubt.

Mittlerweile verbinden Fernbusse viele große und mittelgroße Städte in der Bundesrepublik. Zum Schutz des öffentlichen Nahverkehrs bleiben jedoch Ziele, zwischen denen weniger als 50 Kilometer oder weniger als 60 Minuten Reisezeit mit einem Zug verboten.

Hoher Wettbewerb im Fernbusmarkt
Anfangs florierte das Geschäft mit den Fernbuslinien, zahlreiche Wettbewerber traten auf den Markt. Die Fahrgastzahlen stiegen rasant – von ca. 3 Millionen im Jahr 2012 bis über 25 Millionen in 2016. Insgesamt macht der Anteil des Fernbusverkehrs am Linienverkehr (inkl. Zügen) weit mehr als 11% aus.

Von dieser Entwicklung konnten allerdings nur wenige Player am Markt profitieren. Viele der anfangs existierenden Wettbewerber mussten den Markt verlassen, nach einigen Jahren sind nun nur noch wenige übrig. Der Marktführer Flixbus vereinnahmt momentan mehr als 93% des Fernbusverkehrs auf sich und hat seit 2013 bereits mehr als 82 Millionen Passagiere befördert.
Gründe für das rasante Wettbewerbssterben war einerseits der harte Preiskampf, der zwischenzeitlich dafür sorgte, dass Kunden für 1€ quer durch Deutschland fahren konnten, und andererseits zahlreiche Fusionen und Übernahmen.

Fernbusse beliebt bei Jung und Alt
Für Reisende ist der Fernbus zu einer echten Alternative geworden. Dank geringerer Preise, kostenlosem WLAN an Bord sowie einer meist nur knapp 50%-igen Auslastung lässt es sich oft bequem reisen.  Meist nutzen junge Menschen Fernbusse. Das hat einerseits natürlich mit den geringeren finanziellen Mitteln dieser Altersschicht zu tun, aber auch mit der konsequent von Anfang an vollzogenen digitalen Ausrichtung der Angebote. Die Tickets kann man bequem online buchen und für die Fahrgäste gibt es meist neben dem WLAN im Bus auch Infotainment-Angebote, Reisemagazin und ausreichend Steckdosen für die digitalen Geräte.  Aber auch ältere Fahrgäste zählen zunehmend zu den Fahrgästen. Für sie ist es vor allem praktisch, dass die Bushaltestelle sich meist direkt im Zentrum der Stadt befindet und dass das Gepäck einfacher und bequemer verstaut werden kann als im Zug.

Von Deutschland nach Europa
Flixbus weitet sein Angebot zur Zeit stark in Richtung Ausland aus und bietet neben den innerdeutschen Verbindungen immer mehr Fahrten nach Österreich, in die Schweiz, aber auch nach Spanien oder Osteuropa an.

Dies ist vermutlich auch der Gegebenheit geschuldet, dass die Deutschen trotz der stetigen Wachstumszahlen im Europa-Vergleich noch immer relativ selten auf den Fernbus zurückgreifen. Nur 18% haben laut einer Umfrage der Europäischen Kommission im vergangenen Jahr mindestens eine Reise mit dem Fernbus getätigt – in Estland sind es z.B. rund 75%.  Allerdings ist in anderen Ländern der Fernbusmarkt auch bereits seit längerer Zeit liberalisiert, sodass auch in Deutschland ein weiteres Wachstum der Fahrgastzahlen vorhergesagt werden kann. Fernbusse bleiben eine ernstzunehmende Reise-Alternative und ein ertragreicher Wirtschaftszweig in Deutschland.