….doch die Superreichen profitierten von der Pandemie
Das Wirtschaftsgeschehen wurde von der Corona-Krise heftig getroffen, mit der Folge, dass die Wirtschaftsaussichten massiv beeinträchtigt wurden – doch es gab einen wahren Milliardärs-Boom.
In Kürze
- Die Zahl der Milliardäre ist laut „Forbes“ weltweit im vergangenen Jahr um 700 auf die Rekordsumme von 2700 gestiegen, während das Gesamtvermögen um 4 Billionen Euro angestiegen ist – insgesamt beläuft sich dieses nun auf 11 Billionen Euro.
- Zudem zeigt Ruchir Sharma – Chefstratege der US-Investitionsbank Morgan Stanley – auf, dass der Anteil des Vermögens der Milliardäre gemessen am Bruttoinlandsprodukt in vielen Ländern gestiegen ist – in Deutschland allerdings nur leicht: von 11 auf 14 Prozent.
- In der „Financial Times“ analysiert der Sharma den Aufstieg von „guten“ und „schlechten“ Milliardären und wie diese von der Pandemie profitierten.
Der Aufstieg der Milliardäre
Im Pandemie-Jahr 2020 kämpfte der Normalverdienende um jeden Cent, während die Superreichen noch mehr Geld „scheffelten“. Laut einer neuen Rangliste des Magazins „Forbes“ ist die Zahl der Millionäre um 660 auf beispiellose 2755 angestiegen. Das bedeutet einen Anstieg von rund 30 Prozent!
Heute sind sieben von acht Milliardären reicher als vor der Pandemie. Gegenüber dem Vorjahr stieg das gesamte Nettovermögen der Megareichen um 8000 Milliarden US-Dollar auf 13 100 000 Milliarden US-Dollar. Hinzu kommt, dass 493 Menschen zum ersten Mal im Klub der reichsten Menschen der Welt vertreten sind. Darunter befinden sich 210 Megareiche aus China und Hongkong plus 98 aus den USA. Zudem kann sich ein Deutscher freuen. Dabei handelt es sich um den 18-jährigen Erben der Drogeriemarktkette dm, Kevin David Lehmann, der nun auf der Liste der Superreichen steht. Zugleich ist er der jüngste Multimilliardär der Welt.
Wie profitierten die Superreichen vom Corona-Virus?
Der Chefstratege der US-Investitionsbank Morgan Stanley und Autor des Buches „The Ten Rules of Successful Nations“ Ruchir Sharma hat den Aufstieg der „guten“ und „schlechten“ Milliardäre untersucht und macht darin deutlich, in welchem Ausmaß die Superreichen von der Pandemie profitierten und noch reicher wurden.
Laut dem Forbes Magazin ist die Zahl der Milliardäre im Vergangenen Jahr stark angestiegen und das Gesamtvermögen belaeuft sich auf 11 Billionen Euro. China verzeichnete dabei den größten Anstieg mit 238 Milliardären. Doch auch die USA verzeichnete einen Anstieg von 110 Personen, die sich nun im Kreis der Superreichen befinden.
Durch die Zentralbanken mussten die Regierungen vieler Länder weltweit 7,4 Billionen Euro in die Volkswirtschaft pumpen, wobei ein Großteil dieser Zuwendungen über den Umweg des Finanzmarktes direkt in das Nettovermögen der Ultra-Reichen floss.
Der Chefstratege Sharma rechnete aus, wie hoch der Vermögensanteil der Milliardäre am Bruttoinlandsprodukt der verschiedenen Länder gemessen ist und wie sehr dieser seit der Corona-Pandemie gestiegen ist.
Russland befindet sich an erster Stelle. Während das Gesamtvermögen der russischen Millionäre vor der Pandemie rund 23 Prozent des BIP des Landes ausmachte, so ist die Zahl in den letzten 12 Monaten auf etwa 34 Prozent gestiegen. Die USA verzeichnen hingegen gerade einmal einen Anstieg von sechs Prozent auf 34 Prozent. Selbst in China ist nicht nur der Milliardärs-Anteil gestiegen, sondern auch deren Anteil am BIP, der sich fast verdoppelt hat (15 Prozent).
Laut Sharma verdeutlicht diese Entwicklung, dass das Ende der alten Wirtschaft erreicht ist, die von Rohstoff- und Immobilienunternehmen dominiert wurde. Die neue Wirtschaft wird laut dem Chefstrategen von E-Commerce und Pharmazeutika dominiert, da diese den größten Teil des Reichtums generieren.
Die Analyse von Sharma zeigt, dass auch in Deutschland die Zahl der Milliardäre im letzten Jahr um 29 auf 136 gestiegen ist. Jedoch ist deren Gesamtvermögen im Verhältnis zum BIP nur leicht angestiegen: Von 11 auf 14 Prozent. Durchschnittlich besitzen die zehn reichsten Milliardäre „nur“ ein Vermögen von 199 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der Durchschnitt in den USA beläuft sich auf 86 Milliarden Euro.
Der Boom kann sich destabilisierend auswirken
Allerdings kann ein Boom an Milliardären auch destabilisierend wirken und daher ist es wichtig, zu unterscheiden, wie der Reichtum zustande kommt. Sharma unterscheidet daher zwischen „guten“, „bösen“ und ererbtem Reichtum.
In den USA und in China geht der Reichtum der Milliardäre zum größten Teil auf die „guten“ Branchen zurück – vor allem Technologie und Industrie. In Frankreich, Deutschland und Schweden ist der Reichtum vieler Milliardäre auf Erbschaften zurückzuführen, während in Russland, Großbritannien und Spanien die Milliardäre häufiger durch die „bösen“ Branchen profitieren. Dabei handelt es sich um Branchen die zur Umweltverschmutzung beitragen und die für Korruption bekannt sind.
Dieser steigende Reichtum bringt allerdings auch negatives mit sich. Denn mit dem Anstieg der Zahl der Milliardäre steigt zugleich die Gefahr von Gegenreaktionen auf den Reichtum. Bisher konzentriert man sich in den reichen Ländern auf eine Besteuerung, ohne die tatsächliche Ursache des Millionär Booms anzugehen: das leichte Geld, das aus den Zentralbanken stammt. Sharma erklärt, dass wenn dieser Geldhahn nicht zugedreht wird, die Vermögensungleichheit weiter zunehmen wird.